Von Honnef-O-Mat bis Barcamp

So können sich junge Erstwählerinnen und Erstwähler in Bad Honnef informieren

Im aktuellen Urwald an Wahlkampfplakaten, die fast jede Laterne der Stadt bewuchern, findet sich nur schwer eine Orientierung. Vor allem auch für junge Menschen, die am 14.09. das erste Mal vor die Wahlurne treten dürfen, ist es sicher nicht einfach den Überblick zu behalten.

Marius Nisslmüller, Vorsitzender des Stadtjugendrings führt an: „Wer nicht wählt, lässt andere über sich entscheiden. Es geht in weniger als vier Wochen um die Richtung für die nächsten fünf Jahre – da gibt es keine Ausrede nicht wählen zu gehen“.

Eine Unterstützung bietet dafür jetzt der Stadtjugendring Bad Honnef e.V. mit seinem umfangreichen Informationsangebot zur Kommunalwahl. Ab sofort finden sich im Internet (sjr-honnef.de/wahl) die Pläne der Parteien der Kommunal- und Kreisebene für Themen wie Verkehr, Klima, Bildung und Freizeit – die Kandidaten und Kandidatinnen für den Landrat- und Bürgermeister-Posten stellen sich mit Steckbrief vor. Einen schnellen Einstieg bietet zusätzlich der Honnef-O-Mat (wahl.sjr-honnef.de), ein Positionsvergleich ähnlich dem des bekannten Wahl-O-Mats der Bundeszentrale für politische Bildung. Durch 25 Thesen, die man individuell bewertet, rechnet das System eine Übereinstimmung mit den Positionen der Politik aus. Zu jeder These folgt dann eine ausführliche Positionierung und Abwägung.

Um dann zum Wählen gehen zu motivieren, werden in den nächsten Tagen Bad Honnefer Restaurants, Cafés und Kneipen mit Bierdeckeln ausgestattet und Plakate in Fenster gehangen, die provokant auf die Wahl und die Informationen hinweisen sollen. Entwickelt wurden die Inhalte – die auch auf der Landesweiten Kampagne #ohnedichwirdsnix beruhen – von einem jungen Team des Jugendrings.

Außerdem bekommen alle wahlberechtigten Schülerinnen und Schüler der drei weiterführenden Schulen in Bad Honnef schon bald die Möglichkeit, die Kandidatinnen und Kandidaten, sowie die lokalen Parteien, persönlich kennenzulernen. Dazu veranstaltet der Stadtjugendring am 03. September von 9 bis 13 Uhr ein Barcamp im Kurhaus der Stadt. Jede Schule hat ihren festen Zeitslot um die Wahlkampfstände zu erkunden und ins Gespräch zu kommen – über die Themen, die eben jungen Menschen wichtig sind.

Und wie die vor den Sommerferien durchgeführte Umfrage ergeben hat: es gibt so einiges, was noch nicht ideal läuft! Knapp 330 Kinder und Jugendliche haben dem Jugendring dabei ihre Meinung gesagt. Fast 70% sprechen sich gegen eine Bebauung von Selhof-Süd aus und wünschen sich mehr Grünflächen und Entsiegelung, mehr als die Hälfte der Teilnehmenden begrüßt die neue Fußgängerzone am Saynschen Hof und die Verlegung des Bahnhofs, vermisst wird aber weiterhin ein breiteres Angebot, abseits von Vereinen. Auch öffentliche Plätze, die gezielt für junge Menschen gestaltet sind – also z.B. Skateparks, Mountainbike-Strecken oder Treffpunkte zum freien Treffen – fehlen weiterhin.

Vieles ist im Vergleich zur letzten Erhebung bei der Kommunalwahl 2020 aber auch besser geworden. Das Bus-Angebot, die Schulen, der Zustand der Sportstätten und das Angebot an Ausgehmöglichkeiten wird positiver wahrgenommen, obwohl auch hier noch viele Verbesserungsvorschläge eingereicht worden. Vor allem die stockende Renovierung des Siebengebirgsgymnasiums belastet viele. Am Ende sind so zwar mehr Kinder und Jugendliche als vor fünf Jahren der Meinung, dass sich die Politik in Bad Honnef genügend um ihre Wünsche und Bedürfnisse kümmert, wirklich politisch vertreten fühlt sich aber nicht einmal die Hälfte.

Die Ergebnisse der Umfrage sind auf der Seite des Stadtjugendrings abrufbar: sjr-honnef.de/wahl/umfrage

„Wir sehen, dass Kinder und Jugendliche in die politischen Entscheidungen einbezogen werden wollen. Sie leben noch am längsten mit den Folgen, warum sollte man sie also nicht beteiligen?“, sagt Angela Mönig, stellvertretende Vorsitzende des Stadtjugendrings und ergänzt „vor allem Versprechungen, die nicht eingelöst werden, oder unverständlich lange auf sich warten lassen – wie eben die SIBI-Renovierung – schädigen das Vertrauen in die Politik, und dass nicht nur bei jungen Menschen.“ Die Beteiligung solle also besser Anlassbezogen und Projektorientiert erfolgen, immer mit einem konkreten und nahen Ziel im Blick. Ein gutes Beispiel sei die zuletzt durchgeführte Beteiligung zur Neugestaltung des Franz-Xaver-Trips-Platz gewesen, auch wenn hier eine baldige Umsetzung erst noch beschlossen werden muss. Der 14. September kann dafür ein Anfang sein. Er markiert das Ende des Wahlkamps und ist Auftakt für fünf Jahre der potenziellen Mitgestaltung und Veränderung. Politische Teilhabe ist mehr als ein Moment im Wahlbüro – vorausgesetzt man geht hin und wählt.

Stadtjugendring